Weltflüchtlingstag: Klimawandel und Flucht
Mitte 2023 befanden sich weltweit 110 Millionen Menschen auf der Flucht – ein deutlicher Anstieg gegenüber 82,4 Millionen im Jahr 2021. Laut dem Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) des UNHCR fliehen ein Drittel klimabedingt. Überschwemmungen, Dürren, Stürme – sie sorgen neben den aktuellen Kriegen dafür, dass Menschen ihre Heimat verlassen müssen. Das ist die höchste Zahl seit zehn Jahren. Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise sind überfällig.
Klimawandel: ein zunehmender Treiber für Fluchtbewegungen
Tatsächlich stellt der Klimawandel einen globalen Krisenherd dar, der Schätzungen zufolge bis zum Jahr 2050 sogar rund 200 Millionen Menschen zur Flucht zwingen könnte. Umweltbedingte Katastrophen wie Überschwemmungen und Dürren führen zu unmittelbaren Verlusten an Lebensraum und Lebensgrundlagen. Darüber hinaus verschärfen sie aber auch soziale und wirtschaftliche Spannungen, die letztlich Migrationsbewegungen auslösen.
Stand heute erkennt die Genfer Flüchtlingskonvention keine Klima- oder Umweltflüchtlinge als solche an. So müssen diese Menschen oft ohne den internationalen Schutzstatus auskommen, der Kriegsflüchtlingen oder politisch Verfolgten zugesprochen wird. Dies ist eine Lücke in der internationalen Rechtsprechung.
Eine der drängendsten Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel ist die Reduktion von CO2-Emissionen. Dieses Ziel ist zentral, um die Erderwärmung zu begrenzen und damit hoffentlich auch die Häufigkeit und Intensität klimabedingter Naturkatastrophen zu reduzieren. Die Fokussierung auf CO2-Reduktion ist damit auch ein humanitäres Anliegen, das darauf abzielt, das Ausmaß klimabedingter Fluchtbewegungen zu minimieren.
Der Gebäudesektor: ein Schlüssel für weniger Emissionen
Der Gebäudesektor ist weltweit einer der Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen. Bau und Betrieb von Gebäuden machen fast 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aus. Diese hohe Belastung verdeutlicht, dass Gebäude nachhaltiger geplant, gebaut und betrieben werden müssen. Dafür braucht es die Zusammenarbeit aller Akteure: Politik, Gesellschaft- und Wirtschaft.
Ein Schlüssel liegt dabei in der Entwicklung und Implementierung fortschrittlicher Technologien, die zur Nachhaltigkeit von Gebäuden beitragen. Ein emissionsintensiver Bereich in Gebäuden ist zum Beispiel die Trinkwarmwasserbereitung. Dabei ist die Trinkwasserqualität ein sensibles Thema. Selbst sauberes Wasser ist niemals steril und enthält stets Mikroorganismen wie beispielweise Legionellen. Ihre Vermehrung wird vor allem bei Temperaturen zwischen 20 und 45 Grad Celsius begünstigt. Das Einatmen des bakterienhaltigen Wassers als Aerosol kann zur sogenannten Legionärskrankheit führen, einer schweren Form der Lungenentzündung. Solche Legionellose-Fälle werden weltweit diagnostiziert. Bisher muss Trinkwasser daher auf mindestens 55 Grad Celsius in den Leitungen gehalten werden, um eine Vermehrung der Bakterien zu verhindern. Die dafür erforderliche Energie ist jedoch beträchtlich und trägt signifikant zu den Emissionen des Gebäudesektors bei. Tatsächlich kostet das Aufheizen des Trinkwarmwassers allein bei einem Vier-Personen-Haushalt derzeit schon bis zu 3.200 kWh pro Jahr. Das ist gleichbedeutend mit circa 16 Prozent des jährlichen Gesamtenergieverbrauchs, bei modernen Gebäuden sind es sogar bis zu 50 Prozent.
Innovative Forschungsprojekte untersuchen Lösungen, um Trinkwasser auch auf deutlich niedrigere Temperaturen sicher zu erwärmen. Im Rahmen der Projekte werden verschiedenste Technologien untersucht, um das Wachstum der Legionellen zu verhindern und andererseits den Betrieb mit niedrigeren Warmwassertemperaturen zu ermöglichen. Durch die Kombination aus abgesenkten Temperaturen und der Trinkwasserhygiene werden perspektivisch vor allem regenerative Wärmeerzeuger deutlich effizienter sein und insgesamt weniger Energie für ihren Betrieb benötigen. Hygiene und Energieeffizienz miteinander vereinbaren - im Gebäudesektor ist das ein Eckpfeiler für eine umweltfreundliche Zukunft, der entscheidend die SDGs 6 und 11 unterstützt.
Bildung und Digitalisierung: Schlüsselstrategien zur Reduktion von Co2-Emissionen
In der globalen Bemühung um CO2-Reduktion spielt neben der Forschung und Entwicklung auch die Wissensvermittlung eine entscheidende Rolle. Um die notwendigen technologischen und praktischen Änderungen in der Baubranche zu erreichen, ist es nötig, Wissen über energieeffiziente und emissionsarme Techniken zu teilen und zu verbreiten.
Dazu gehört auch der Bereich des Digitalen Bauens. Denn die Digitalisierung des Bauprozesses spart Ressourcen. Gebäude können so nicht nur schneller und effizienter geplant und gebaut werden, auch ihre Sanierung und Instandhaltung wird immens vereinfacht. Ein Beispiel dafür ist das Building Information Modeling (BIM), bei dem Daten in einem 3D-Computermodell gesammelt werden. Dies ermöglicht die frühzeitige Erkennung potenzieller Fehler, die im späteren Bauprozess vermieden werden können. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik hat ergeben, dass der Einsatz von BIM den CO2-Ausstoß im Bauwesen um bis zu 50 Prozent reduzieren kann. Trotz des enormen Potenzials von BIM wird es noch nicht flächendeckend eingesetzt.
Fazit: Verantwortung übernehmen am Weltflüchtlingstag
Am heutigen Weltflüchtlingstag ist es essenziell, den Zusammenhang zwischen Klimawandel und globalen Fluchtbewegungen zu erkennen und zu adressieren. Dazu gehört auch, die Felder für eine aktive Emissionsreduktion klar zu benennen – wie den Gebäudesektor.
Mit einer Kombination aus innovativer Forschung und aktiver Wissensvermittlung können Unternehmen aus dem Bausektor auf verschiedenen Ebenen dazu beitragen. Klar ist jedoch, dass Unternehmen das allein nicht schaffen können. Letztendlich braucht es das Engagement aus allen Teilen der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, um die Klimaerwärmung einzudämmen.
